Merkblatt "Sichtbeton"

Das DBV/VDZ Merkblatt [2.1.1] gilt nur in Verbindung mit der Ortbetonbauweise. Es weist in seinem Vorwort u. a. auf folgendes hin:

„Das Merkblatt dient vornehmlich zur Planung, Ausschreibung, Ausführung und Beurteilung glatter Sichtbetonflächen des Ortbetons, die mit einer nicht oder schwach saugenden Schalungshaut hergestellt werden.“

„...zusammengetragene Empfehlungen und stellt keine absolute Größe dar. Die Leistung ist vielmehr eindeutig zu spezifizieren, ordnungsgemäß auszuschreiben und von qualifizierten Unternehmen zu erbringen.“

Und unter „Allgemeines“ :

„Abweichungen lassen sich zwar durch Erprobungen im Vorfeld der Betonage und durch größte Sorgfalt bei der Bauausführung erheblich vermindern, aber selbst bei höherem Aufwand oder bei Anwendung hochtechnischer Systeme nicht vollständig ausschließen.“

und im Kapitel 7.2 „Gesamteindruck“:

„Im Sinne dieses Merkblattes ist der Gesamteindruck einer Sichtbetonfläche das grundlegen-de Beurteilungskriterium für die vereinbarte Sichtbetonklasse.“

Die gestalterische Wirkung der Sichtbetonfläche ist grundsätzlich nur in ihrer Gesamtwirkung angemessen beurteilbar, d. h. nicht nach Maßgabe absolut erklärter Einzelmerkmale.

Die Verfehlung von vertraglich vereinbarten Einzelmerkmalen soll nur dann zu einer Nachbesserungspflicht führen, wenn der Gesamteindruck des betroffenen Bauteils in seiner Gestaltungswirkung gestört ist. Bei der Beurteilung ist neben den Abschnitten 5.1.2 und 7 des DBV-Merkblattes auch zu beachten, dass jedes Bauteil als Unikat zu sehen ist. Geringe Unregelmäßigkeiten, z. B. der Textur und des Farbtons, sind in allen Sichtbetonklassen charakteristisch. „Herstellungstechnische Grenzen“ siehe Kapitel 3.1.1.2 .

Für Betonfertigteile ist u. a. das FDB-Merkblatt über „Sichtbetonflächen von Fertigteilen aus Beton und Stahlbeton“ [2.2.1] heranzuziehen (siehe Kapitel 3.2).

Sichtbetonklassen

Das DBV/VDZ-Merkblatt definiert verschiedene Sichtbetonklassen entsprechend der Anforderungen an die jeweilige Sichtbetonoberfläche. Zu jeder Sichtbetonklasse werden Ausführungsbedingungen und Einzelkriterien zur Ergebnisbeurteilung formuliert. Eine flexible Bauteil- bzw. Raumbewertung soll erhalten bleiben. So weist üblicherweise ein normaler Kellerraum eine geringere Wertigkeit auf, als ein Wohnraum bzw. eine Hotel-Eingangshalle.

Sichtbetonflächen von Fertigteilen aus Beton und Stahlbeton

Dieses Merkblatt definiert unter anderem eine Standard-Ausführung von Sichtbetonflächen bei Fertigteilen. Es wird auch eindeutig klargestellt, dass die Forderung im Leistungsverzeichnis nach „Sichtbeton“ allein nicht ausreicht. Vor der Ausführung muss eine eindeutige und praktisch ausführbare Leistungsbeschreibung vorliegen. Die Einteilung in Sichtbetonklassen entsprechend [2.1.1] ist bei der Verwendung von Fertigteilen i.d.R. nicht erforderlich.

Die einzelnen Seiten der Betonoberflächen werden folgendermaßen unterteilt.

  • geschalten Seiten
  • Einfüllseite

Die Anforderungen an die Einfüllseite sind besonders zu beschreiben u.a.:

  • abgezogene Oberflächen,
  • abgeriebene Oberflächen,
  • handgeglättete Oberflächen,
  • flügelgeglättete Oberflächen,
  • gerollte Oberflächen und/oder
  • Oberflächen mit Besenstrich

Material- und fachgerechte Ausbesserungen waren nach der alten DIN 18217 (siehe Kommentar [3.1]) und sind nach dem DBV-Merkblatt Sichtbeton (teilweise) zulässig und i.d.R. auch bei größtem handwerklichen Geschick als solche erkennbar (siehe Kapitel 7 Betonkosmetik).

Bei der Beurteilung der Sichtbetonflächen ist der Gesamteindruck aus dem üblichen Betrachtungsabstand maßgebend .

Einzelkriterien werden nur überprüft, wenn der Gesamteindruck der Ansichtsflächen den vereinbarten Anforderungen nicht entspricht.